Sonntag, 4. Oktober 2015

Tierschutz = Tierschmutz ?

Ein Erfahrungsbericht von Ariane Hoffmann, nachzulesen auf Facebook:

Meine Meinung zum Verein Cocker und Setter in Not – CoSeNot:
Gut gemeint, aber nicht gut gemacht!

Ein knappes Jahr lang habe ich mich auf verschiedene Weise in diesem Verein engagiert: ich habe zwei Hunde gekauft, Pflegehunde betreut, Vor- und Nachbesuche bei Interessenten bzw. Endstellen gemacht, Transportstrecken gefahren und natürlich Geld sowie Futter gespendet. In dieser Zeit ist mir sehr viel Ungereimtes und Fragwürdiges bei diesem Verein begegnet. Davon möchte ich allen engagierten Tierschützern am heutigen Welttierschutztag berichten.

1.) Der Verein bezieht Hunde überwiegend aus dem Ausland und gibt sie in Deutschland an sogenannte Endstellen weiter - gegen Zahlung von 350 Euro „Schutzgebühr“. Für den oft Tausende von Kilometern langen und für die Tiere höchst stressigen Transport nach Deutschland gelten die Vorschriften des deutschen Tierschutzgesetzes. Darin heißt es:
„Reist ein Tier ein, um vermittelt oder verkauft zu werden, handelt es sich formal um einen gewerblichen Transport. Das Tier ist dann „Gegenstand eines Verkaufes oder einer Eigentumsübertragung“. In diesem Fall muss ein Amtstierarzt 24 Stunden vor der Reise ein Gesundheitszeugnis ausstellen, die Transportfähigkeit bestätigen und dies in einen gültigen EU-Heimtierausweis eintragen. Des Weiteren muss am Ankunftsort der Transport bei der Veterinärbehörde angemeldet werden – und zwar immer über das EU-Datenbanksystem TRACES (TRAde Control and Expert System). Zudem brauchen die Tierschutzvereine, um Tiere einzuführen, eine Registriernummer.“
Ob Cosenot wirklich in allen Fällen so verfährt, erscheint mir sehr fraglich. Die EU-Pässe meiner beiden von Cosenot gekauften Hunde aus Ungarn und Frankreich enthalten weder ein amtstierärztliches Gesundheitszeugnis noch eine Bestätigung über deren Transportfähigkeit.

2.) Angeblich arbeitet der Verein mit ausländischen Tierschutzorganisationen vor allem in Belgien, Frankreich, Spanien und Ungarn zusammen. Wie diese Zusammenarbeit genau aussieht und wie die ausländischen Organisationen heißen, gibt der Verein nicht bekannt. In den EU-Hundepässen macht der Cosenot-Vorstand als erstes die Namen und Anschriften aller Vor-Besitzer sowie die Namen der Hunde unkenntlich. Auch Informationen über die Vorgeschichte der Hunde hat Cosenot meistens angeblich nicht.

3.) Cosenot bezieht auch Hunde von ausländischen Cocker Spaniel-Züchtern, die vom Vereins-Vorstand pauschal „Vermehrer“ genannt werden, die „die Hunde ausschließlich zur Zucht missbrauchen und dann aussondern wie Müll“. Belege dafür liefert Cosenot nicht.
Als Pflegestelle habe ich die Originalpapiere einiger Hunde gesehen und fand ganz einfach heraus, dass mindestens zwei dieser Hunde von ihrem Züchter auf dessen Internetseite als Familienhunde gegen Beteiligung an den Sterilisationskosten angeboten wurden.

4.) Cosenot holt mehr Hunde nach Deutschland als der Verein Pflegestellen hat. Folge: ein Teil der Hunde wird in Tierpensionen untergebracht. Über diese Pensionshunde kann der Verein - anders als bei den Hunden auf Pflegestellen – kaum Angaben zu Stubenreinheit, Verträglichkeit mit Erwachsenen, Kindern, anderen Haustieren oder über eventuelle Verhaltensauffälligkeiten machen. Die entsprechenden im Internet-Tagebuch der Hunde gemachten Aussagen beruhen wahrscheinlich überwiegend auf den Beobachtungen des Pensions-Personals.

5.) Cosenot behauptet, alle Hunde aus betroffenen Ländern seien vor Ort auf Mittelmeerkrankheiten getestet. Einen tierärztlichen Beleg darüber habe ich für meine beiden von Cosenot gekauften Hunde nicht erhalten. Und sowohl in Ungarn als auch in Frankreich treten derartige Erkrankungen auf.
Meine Meinung: der Verein sollte Interessenten darauf hinweisen, dass ein Test vor Ort keine definitive Diagnose ist. Denn natürlich kann sich der Hund noch am Tag seiner Ausreise infizieren. Einen endgültigen Befund bringt erst eine Blutuntersuchung. Die kann aber – nach Aussagen von Tierärzten - frühestens nach 6 Monaten gemacht werden und ist teuer. Dann sind die Hunde in der Regel vermittelt und die Endstelle weiß nichts von der möglichen Gefahr durch eine Mittelmeerkrankheit.

6.) Auch dem Verein bekannte Krankheiten und/oder Behinderungen des Hundes werden in dessen „Tagebuch“ auf der Cosenot-Internetseite teils bagatellisiert, teils sogar verschwiegen. Der dortige Eintrag „macht einen gesunden Eindruck“ bedeutet schlicht: ist nicht umfassend untersucht worden. Beispiel: meine Pflegehündin hatte einen schweren, chronischen Hüftschaden. Der Cosenot-Vorstand untersagte mir, das im „Tagebuch“ zu veröffentlichen.
Meine Meinung: wenn ein Tierschutzverein eine komplette tierärztliche Untersuchung nicht bezahlen will, sollte er zumindest die Interessenten ausdrücklich und frühzeitig darüber aufklären.

7.) Laut Protokoll der Jahreshauptversammlung hat der Verein Cosenot im Jahr 2014 insgesamt 142 Hunde zu je 350 Euro verkauft und etwa 17.000 Euro an Spenden eingenommen. Mit den Beiträgen von 146 Mitgliedern ergibt das einen Gesamtumsatz von rund 70.000 Euro. Ob aus den Umsätzen des Vereins Pacht und/oder ein Gehalt an die Vorsitzende gezahlt werden, bleibt unklar, ist aber wahrscheinlich. In jedem Fall wäre hierüber mehr Transparenz den eigenen Mitgliedern gegenüber notwendig und geboten. Und gehört zum „Pflichtprogramm“ eines gemeinnützigen Vereins.

8.) Zu dem Umgangston der Cosenot-Vorsitzenden mit Mitgliedern, Pflegestellen, Spendern, Interessenten und Endstellen kann man sich ein klares Bild verschaffen, in dem man ein bisschen im Internet-Forum des Vereins liest. Konkrete Fragen auf konkrete Probleme beantwortet sie in der Regel nicht. Zu persönlichen Gesprächen stand sie mir nie zur Verfügung. Aber sie hat mich schriftlich gebeten, ihr meine Privatnachrichten anderer Forumsnutzer zur Verfügung zu stellen. Im Internet-Forum des Vereins schreibt die Vorsitzende häufig über eine Überforderung, was auch nicht auf eine angemessene Vereinsführung dieser Frau schließen lässt.

9.) Dies zeigte sich ganz deutlich im Fall meiner letzten Pflegehündin. Der Verein schickte mir eine Interessentin, die bereits zwei Hündinnen von Cosenot gekauft hatte. Diese Frau erzählte in meiner Wohnung ganz offen, dass sie mindestens eine dieser beiden Cosenot-Hündinnen mit einem Teletakt-Halsband „erzogen“ hat. (Diese Halsbänder misshandeln die Hunde mit Stromschlägen, ihr Einsatz ist in Deutschland verboten.) Ein Unrechtsbewusstsein zeigte sie nicht. Als ich davon dem Cosenot-Vorstand berichtete, gab die Vorsitzende zu, ebenfalls von der Interessentin persönlich über deren Einsatz des verbotenen Teletakt-Halsbandes informiert gewesen zu sein. Die Vorsitzende tat dies mir gegenüber schriftlich als „Jugendsünde“ ab - und verkaufte der Frau einen weiteren Hund.

Warum wird dann im Cosenot-Vorab-Informationsbogen für Interessenten gefragt: „Haben Sie die Zeit und Geduld, bei Problemen ohne Gewalt (Sprühhalsbänder, Teletakt, laut werden usw.) an der Erziehung zu arbeiten?“

Nach dieser Aktion der Vereins-Vorsitzenden habe ich sofort mein Engagement für Cosenot eingestellt und distanziere mich ausdrücklich von diesem Verein! Eine Gruppe, die sich Tierschutzverein nennt und dessen Vorstand wissend Tierquälerei billigt, unterstütze ich selbstverständlich nicht. Außerdem habe ich die Interessentin wegen Tierquälerei angezeigt. Wie erwartet, hat sie ihre Aussagen zu ihrem Einsatz verbotener Teletakt-Halsbänder nun geleugnet. Die Staatsanwältin konnte daraufhin das Strafverfahren nur einstellen.
(Zum Glück gibt es echte Tierschützer am Wohnort dieser Frau, die sie beobachten!)

Ich engagiere mich derzeit ausschließlich für den Tierschutz vor Ort, also in den Herkunftsländern der Hunde. Dort gibt es viele Tierheime und Tierschutzvereine, die sich um eine seriöse Vermittlung im Land bemühen. Das ist meiner Meinung nach wesentlich sinnvoller als Hunde einem stressigen Transport über Tausende von Kilometern auszusetzen, um sie in Deutschland zu verkaufen.

Meine Meinung: Tierschutz ist eine gute Sache, wenn er von Menschen betrieben wird, die ausschließlich das Wohl der Tiere im Sinn haben. Natürlich ist Tierschutz höchst emotional und von vielen schmerzhaften Erfahrungen begleitet. Auf die Dauer kann das einzelne Menschen überfordern, vielleicht sogar krank machen. Dann sollte man sich eine Auszeit nehmen - für sich selbst, aber vor allem für die hilflosen Tiere! Natürlich erfordert das Charakterstärke und ein gesundes Maß an Selbstkritik. Das ist meiner Meinung nach im derzeitigen Cosenot-Vorstand nicht in ausreichendem Maß vorhanden.

Meine Meinung: ohne die Tierschützer im Ausland, die Pflegestellen in Deutschland, die Mitglieder und die Spender kann Cosenot nicht bestehen – ohne diesen Vorstand schon!

Meiner Meinung nach arbeitet dieser Verein nicht transparent und offen. Deshalb ist Cocker und Setter in Not - Cosenot - für mich ein weiteres Beispiel für einen unseriösen Tierschutzverein in Deutschland.