Die Pfotengang,
kein Rudel, ich mag diesen Begriff nicht, ist er doch durch die Natur
geprägt. Ich nenne sie lieber Familie oder Gruppe, da Mensch sie
zusammengeführt und -gefügt hat. Kleine und Große, Teamplayer und
Eigenbrödler. Es ist halt wie im richtigen Leben. Das Leben mit ihnen
ist weit weniger unspektakulär als man glaubt. Meine Hund sind wie
andere Lebewesen auch, manchmal schlecht gelaunt, manchmal fröhlich,
frech, unwillig, schmusebedürftig, weinerlich, anhänglich,
ängstlich, liebenswert und manchmal unbegreiflich. Die wirkliche Arbeit
mit ihnen liegt darin, sie immer wieder neu einschätzen zu können,
Probleme umzulenken, denn kein Tag ist wie der andere. Aufmerksam muss
ich sein, bin ich es nicht, entwickelt die Gruppe ihre eigene Dynamik.
Es gibt Tage, an denen alles glatt läuft. Da kann ich die Spaziergänge
genießen, da ist Ruhe in de Gruppe. Es gibt andere Tage, da möchte ich
sie alle dem Nächstbesten mitgeben und meinen Frieden haben.
Ganz wichtig, wenn man mit vielen
Hunden zusammen lebt ist eine klare Struktur, klare Regeln, ein gutes
Zeitmanagement und gute Freunde, die im Notfall auch einspringen.
Der normale Tag
ist unspektakulär. Wachwerden, aufstehen - jeder Hund ist da anders.
Der eine springt sofort hoch, der andere benutzt das Bett als Hüpfburg
und die Zwergpinscher krabbeln ganz langsam unter ihren Decken hervor.
Durchs Treppenhaus rennen die Cocker mit Gebrüll, damit auch jeder
mitkriegt "Hallo, neuer Tag, wir sind da". Pointermädchen Tammy geht auf
der Treppe verloren, bestimmt ist da wieder irgendwo ein Monster, dass
sie erschreckt hat, ich muss ihr helfen. Dann raus in den Garten und
sofort sind alle mucksmäuschen still. Einer der Momente, in denen ich
stolz bin auf die Erziehungsversuche. Erziehung: Der eine oder andere
kann Sitz, Platz, Bleib. Wichtiger ist mir allerdings die soziale
Kompetenz, dass sie mit Mensch und Tier zurecht kommen. Sie springen
nicht über Tisch und Bänke, sind also gut erzogen.
Der erste
Spaziergang des Tages ist dann auch nicht besonders lang. Zum einen sind
alle Hunde schon etwas älter und zum anderen bin ich der Meinung, dass
zusammen toben im Garten mehr ist als durch Straßen an der Leine zu
tappern. Frühstück - immer wieder spannend. Alle sind hibbelig und
passen genau auf, damit ich keinen vergesse. Wer mag was, wer bekommt
welche Medikamente. Cockermädchen Bixy schmeckt es heute nicht. Zum
Aussitzen ist sie zu alt und krank, also bekommt sie etwas besonders
Leckeres. Alle anderen fressen und kontrollieren gegenseitig die Näpfe.
Zwergpinscher Puck setzt seine Unschuldsmiene auf "mein Napf war leer,
ich habe nichts gekriegt", sein Kugelbauch sagt etwas anderes. Für mich
ein Kaffee, dann nochmal eine Gartenrunde, Hunde aufteilen wer mit wem
zusammen alleine bleiben kann. Seit Theo blind und dement ist, ist da
ein bisschen Vorsicht geboten. Er mag zuviel Trubel nicht und kann dann
schon mal unwirsch werden. Schnell noch die Hundedecken für die Wäsche
einsammeln und kurz durch die Wohnung wischen. Und während ich dann das
Futtergeld verdiene, geht mein Sohn mit der zweiten Hundegruppe
spazieren. Mittagspause - da werden die Hunde im Garten bespasst und für
den einen oder anderen gibt es Erziehungsversuche. Theo spielt mit dem
Gummitier, er orientiert sich am Geruch, wirft es hoch, sucht es. Er ist
gut gelaunt. Manchmal lebt er aber auch in seiner dementen Welt, dann
findet er sich nicht zurecht, bleibt stehen, ruft nach mir, mag die Nähe
der anderen nicht. Nachmittags geht es dann nochmal in den Wald oder
aufs Feld, oft gehen hier Freunde mit ihren Hunden mit, zusammen macht
es mehr Spaß. Getrennten Gruppen, die Alten können mit dem Tempo der
Jungen nicht mithalten, der eine oder andere möchte manchmal auch lieber
kuscheln. Ganz klar zu sehen ist, dass sie zusammen stärker, lauter,
frecher sind und auch schon mal stänkern. Stress kommt nur auf, wenn uns
Hundebesitzer begegnen, die partout nicht verstehen, dass es keine gute
Idee ist, ihren Hund in eine Gruppe angeleinter Hunde rennen zu lassen
"lassen Sie ihre doch einfach los". Ja, nee, ist klar. Angsthund Tammy
allein im Wald - eine schreckliche Vorstellung. Oder der blinde Theo.
Das Futter
abends muss sich die Pfotengang später im Garten suchen. Nur die
Sonderfälle bekommen etwas extra. Und dann liegen alle gemütlich auf
ihren Decken, Kissen und ja, auch auf dem Sofa. Kneipenbesuche sind bei
mir nicht drin, ganz ehrlich, darauf lege ich auch keinen Wert. Freunde
kommen gerne denn "bei Dir gibt es immer etwas zum kuscheln". Freunde
besuchen, niemals alleine. Mindestens ein Hund kommt immer mit. Die
Besuche werden geplant, damit immer jemand zu Stelle ist, der mal nach
den Hunden schauen kann. Die Mädels kommen immer mit, wenn ich eine alte
92 jährige Dame besuche. Sie liebt die Hunde, die Hunde lieben sie.
In unserem
Zuhause stehen überall Hundekörbe,liegen Hundekissen, auf den Sofas
liegen Decken. Wo ich bin, sind die Hunde. Alles ist irgendwie
hundetauglich aber doch gemütlich. Was auch nicht unerwähnt bleiben darf
ist, dass es ohne Garten nicht geht. Und da weder ich noch
die Hunde keinen grünen Daumen haben und die Pfotengang großartig im
Vernichten von kleinen Pflanzen ist, verstehen wir uns auch da. Obst ist
auch für die Hunde da. Erdbeeren, Himbeeren und sonstige Beeren werden
gefressen, Pfirsiche holen sie sich direkt vom Baum. Aber was solls? Es
ist genauso ihr zuhause wie meins und deshalb haben sie ihren eigenen
Apfelbaum, von dem sie die Äpfel pflücken und fressen dürfen. Also alles
ganz normal. Eigentlich :)
Das Leben mit
7, ja 7 Hunden ist niemals langweilig. Und es ist auch nicht
aufopferungsvoll. Mancher mag jetzt erstaunt, ungläubig, mitleidig
schauen. Ich habe es mir selbst ausgesucht. 4 von den Hunden waren
Pflegehunde und sind bei mir geblieben. Es hat gepasst. Und wer sie alle
sieht, wer mit ihnen spazierengeht, mit ihnen die Natur genießt, ihre
Liebe spürt, spürt, wie der eine oder andere seine Nase unter den Arm
oder in die Hand schiebt, der wird es verstehen. Ach ja, es gibt noch
einen achten Platz. Der aber im Moment unbesetzt ist. Das ist der Platz,
auf den irgendwann wieder ein neuer Pflegehund ziehen wird. Aber im
Moment habe ich ja Angsthund Tammy. Und den blinden Theo und die alte
kranke Bixy. Und Toni, Honey, Oscar, Puck. Und wie sollte es anders
sein: es gibt da noch die Katzen Pinuu und Tiffy. Wer rechnen will, kann
es gerne tun :)